Fahrradtunnel am Schrobenhausener Bahnhof

22. Juni 2023

Warum diese Presseerklärung?

Das Thema Tunnel beschäftigt Schrobenhausen. Zuletzt haben die beteiligten Parteien hier sich nur angefeindet. Jedem wurde vorgeworfen, dass er der schlechtere Demokrat wäre. Sachargumente fehlten, unsachliche Anfeindungen herrschten vor. Das Thema Tunnel ist viel komplexer als nur die Herstellung der Barrierefreiheit. Der Stadtrat kannte die Argumente, die es mit Bevölkerung zu teilen gilt, damit auch jeder die Entscheidung des Stadtrats verstehen kann.

Wo kommt die Stimmung gegen den Tunnel her?

Zuwenig Infos für die Bürger. Oft gibt es den Vorwurf, dass man etwas für die Fahrradfahrer tue und nicht für die Autofahrer. Die Gründe für den Tunnelbau sind oft nicht bekannt.
Das greift aus zwei Gründen nicht: Es gibt nicht DEN Fahrradfahrer. Wir alle sind im Verkehr Autofahrer, Zuginsassen, Fahrradfahrer und Fußgänger, je nach Situation. Insoweit ist es einfach ein Projekt für die Schrobenhausener Bürger, also ein Bürgertunnel.
Die Stadt Schrobenhausen hat viele Fahrradprojekte am Laufen, die nicht infrage gestellt werden. Wir möchten nur an den Radweg nach Edelshausen erinnern, für den aktuell die Planung und der Grunderwerb stattfindet, ein Radweg von Altenfurt nach Aresing, wegen dem man sich mit der Gemeinde Aresing in Abstimmung und Gesprächen befindet oder der Lückenschluss zum Radweg nach Pfaffenhofen, an dem die Stadt Schrobenhausen aktuell auch arbeitet. Diese Wege sind wenig befahren und bringen für die Schrobenhausener sicher viel weniger als der Tunnel. Von Steingriff nach Schrobenhausen fahren jeden Tag rund 1000 Fahrradfahrer. Das ist durch den VEP ermittelt.
Die Stadt Schrobenhausen hat viele Projekte für Pkws in der Pipeline. Diese Projekte dauern leider oft sehr lange, weil sie oft nicht ohne das staatliche Bauamt in Angriff genommen werden können. Was wir jedoch alle aus der Arbeit am Bürgertunnel gelernt haben, ist dass wenn man über unsere Landtags- und Bundestagsabgeordneten viel Druck macht, sich auch etwas bewegt. Das bedeutet, dass eines der wichtigsten Projekte in Schrobenhausen nämlich ein Kreisverkehr an der Vorstadtkirche, sobald wie möglich nach der Sanierung der Brücke in Angriff genommen werden muss. Hier müssen wir im Stadtrat auf die Verantwortlichen Druck ausüben. Die Liste der Pkw-Projekte ließe sich beliebig fortsetzen.

Was spricht denn für den Tunnel?

Dazu muss man wissen, dass sich bei den Bahnübergängen in Schrobenhausen in den nächsten Jahren vieles ändern wird.
Ein Bahnübergang wurde bereits vor langer Zeit geschlossen und durch die Rieselbrücke ersetzt. Zurzeit haben wir noch drei Bahnübergänge. Diese Bahnübergänge werden verschwinden! Warum? Die bayerische Staatsregierung hat für 2030 den 30-Minuten-Takt bayernweit angekündigt. Ob das zu diesem Zeitpunkt kommt, wird sich zeigen. Sicher ist, dass er kommt. Dazu muss der Bahnverkehr schneller werden. Die Bahn beschafft deswegen aktuell schnellere Fahrzeuge und der Bahnhof wird deswegen auf Außenbahnsteige umgebaut. Außerdem ist vorgesehen, dass die Bahnübergänge entfallen, weil Züge an Bahnübergängen die Geschwindigkeit reduzieren. Sie sollen auch entfallen, um die Gefahr von Unfällen mit Zügen zu vermeiden.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Schrobenhausen keinen Bahnübergang mehr hat. Das ist also ein Fixpunkt. Die Bahn arbeitet nicht nur in Schrobenhausen, sondern in vielen Gemeinden in Bayern daran, dass die Bahnübergänge entfallen. Viele Gemeinden sind oft nicht glücklich mit den Ersatzlösungen, die die Bahn dafür bietet. Weil es diese Bahnübergänge nicht mehr geben wird, müssen überall, wo das möglich ist, so viele wie möglich andere Durchfahrts-/Durchgangs-Möglichkeiten hergestellt werden. Dabei sollten wir immer so bauen, dass wir so viel wie möglich Verkehr durchbringen. Können wir eine Pkw-Unterführung oder Überführung bauen, die auch für Fahrradfahrer und Fußgänger funktioniert sollten wir das machen, geht nichts für Pkw, dann zumindest für Fahrradfahrer und Fußgänger und zuletzt sollte immer zumindest eine Fußgängerunterführung herausspringen.

Was heißt das für die einzelnen Bahnübergänge?

Bei dem Bahnübergang Neuburger Straße hat die Bahn schon bei der Stadt gemeldet und mitgeteilt, dass sie den eigentlich, sobald wie möglich schließen möchte. Können wir da eine Unterführung/Überführung für Pkw, Fahrradfahrer und Fußgänger bauen? Nach Aussage der Bahn geht das an dieser Stelle wegen der örtlichen Verhältnisse nicht. Sie würden anbieten hier eine Fußgängerunterführung zu bauen.
Beim Bahnübergang Hörzhausener Straße ist die Prognose, dass der wahrscheinlich einfach relativ sang- und klanglos geschlossen wird, weil er erstens relativ gefährlich ist und zweitens keine hohe Fahrzeugfrequenz darüber läuft.
Dann kommen wir zum dritten Bahnübergang an der Pöttmeser Straße. Hier ist in der Diskussion immer die Rede davon, dass es an dieser Stelle eine Unterführung geben wird. Das ist jedoch nicht sicher. Es gibt eine gesetzliche Regelung, wonach in der Regel Überführungen zu bauen sind und nur in Ausnahmefällen Unterführungen. An der Pöttmeser Straße gibt es eine Kreuzung, es münden also vier Straßen und jeder soll in jede Richtung weiterfahren können. Eine Fahrbahn mindestens 6 m unter Geländeniveau mit Rampen und Auf- und Abfahrtsschleifen hat auf der bisherigen Trasse keinen Platz, die dafür erforderlichen Flächen sind die Zufahrten zu Supermärkten und Privatgrundstücken, sorgen für weitere Probleme. Auf der Seite der alten Schweisserei wäre der Tunnel so breit, dass unter den bestehenden Gebäuden gebaut werden müsste. Eine Lösung wie in Aichach, eine Schnecke mit zwei Kreisverkehren wird auch schwierig. Wenn - ohne dass das sicher ist - ginge das, nur wenn man zumindest Teile des Betriebsparkplatz von einer örtlichen Baufirma bekäme. Nur will man das? Will ich bei einer Firma, die gerade von einem neuen Eigentümer übernommen worden ist, der mitgeteilt hat, dass er viel Geld in die Firma investieren will, dieser Firma Fläche wegnehmen, sei es Parkplatz oder vielleicht Entwicklungsfläche für weitere Bauten? Ist das klug? Wollen die Mitarbeiter, dass ihnen Teile des Betriebsparkplatz verloren gehen? An der Neuburger Straße, wo die Stadt versucht hat, Flächen für den Verkehr zu bekommen, hat eine Firma das kategorisch verweigert. Auch wenn man das so macht, bleiben wegen der geringen Fläche viele schwierig zu lösende Probleme und es ist ohne genaue Planung nicht klar, ob ein Tunnel für alle Verkehrsteilnehmer dann geht. Von dem Verkehrschaos, das an dieser Stelle dann über Jahre hinweg entsteht, haben wir noch gar nicht gesprochen.
Es kommt evtl. auch eine Überführung in Betracht, die auch noch beim Schwerlastverkehr wegen der größeren Höhe für die Unternehmen in den Gewerbegebieten jenseits der Bahnlinie zusätzliche Vorteile hätte und die sicher schneller und möglicherweise günstiger zu realisieren ist. Aichach hat für seine Lösung 18 Jahre gebraucht. Die läge aber weit Richtung Hörzhausen und würde längere Wege bedeuten. Was für die Pöttmeser Straße kommt, haben wir nicht zu bestimmen. Es handelt sich um Staatsstraßen, es entscheidet also das staatliche Bauamt und die Bahn. Andere Gemeinden berichten hier, dass da dann streng nach Kosten und nicht nach Sinnhaftigkeit entschieden wird. Wir möchten nur daran erinnern, dass damals am Hubertuskreisel auch auf der bisherigen Trasse eine Pkw-Unterführung möglich gewesen ist und die nicht gebaut worden ist. Warum wohl?
Deswegen sollten wir überall, wo die Bahn uns die Gelegenheit gibt – und die brauchen wir dazu - Wege unter und über der Bahn bauen.
Können wir am Bahnhof eine Pkw-Unterführung bauen? Leider nein! Können wir für Fahrradfahrer und Fußgänger bauen? Ja können wir, sollten wir deswegen aus unserer Sicht tun. Jedes Loch durch den Bahndamm wird nochmal wertvoll für uns sein.

Aber muss das jetzt sein?

Schrobenhausen ist durch die Paar und die Bahnlinie getrennt. Für die Paar gibt es dauerhafte feste Wegebeziehungen, neue Brücken zu bauen wäre relativ unproblematisch. Bei der Bahn ist das vollkommen anders. Über oder unter der Bahn kann die Stadt immer nur dann und dort bauen, wo die Bahn dies erlaubt. Schon seit 50 Jahre gab es Bestrebungen durch die Stadt am Bahnhof eine Querung zu bauen, was die Bahn immer verweigert hat. Für den Bürgertunnel am Bahnhof ergibt sich jetzt einmalig die Chance, weil die Bahn an der Stelle die Bahnsteige umbaut und sowieso eine Unterführung herstellt. Nur deswegen können wir jetzt einen besseren Weg für unsere Bürger noch bauen. Machen wir das jetzt nicht, wird es von der Bahn keine Erlaubnis geben an dieser oder an einer anderen Stelle etwas zu bauen. Es muss deswegen also wirklich jetzt sein. Vielleicht ein komisches Gefühl, dass dieses Projekt plötzlich andere Projekte zeitlich überholt. Das hängt aber damit zusammen, dass die Bahn hier den zeitlichen Rahmen Fertigstellung 2026 vorgibt.
Im Endeffekt ist es so: Kommt an der Pöttmeser Straße kein Tunnel, müssen wir froh sein, dass wir die Weitsicht bewiesen haben, dass wir in der Nähe zumindest das bestmögliche für unsere Bürger gebaut haben. Kommt an der Pöttmeser Straße ein Tunnel, ist der Bau kein Fehler, weil wir einfach mehr Komfort für alle Bürger geschaffen haben. Evtl. könnte an der Pöttmeser Straße dann eine für die Stadt kostenlose reine PKW-Unterführung gebaut werden.
Kommt jedoch keine Ersatzlösung an der Pöttmeser Straße, wonach es durchaus aussieht, werden sich alle Schrobenhausener ärgern, wenn wir keinen Tunnel bauen und es ist eine Chance auf ewig vertan.

Wie sieht es mit den Kosten aus?

Natürlich sind etwas weniger als 2,5 Millionen viel Geld. Aber bei einer Stadt wie Schrobenhausen gehören solche Investitionen dazu. Das sind Ausgaben, die die Finanzkraft von Schrobenhausen nicht besonders beeinträchtigen. Da bleibt auch kein anderes Projekt auf der Strecke. Schrobenhausen plant aktuell drei neue Kindergärten, die fest beschlossen sind und baut bzw. plant die Erweiterung von drei anderen Kindergärten. Kinderbetreuung steht bei uns immer im Vordergrund. Die Gelder sind in der Finanzplanung oder im Haushalt bereitgestellt ebenso wie diejenigen für den Bürgertunnel, ohne dass unsere Finanzkraft beeinträchtigt ist. Auch eine Stadthalle muss es nun endlich geben. Für uns ist sie wichtiger Bestandteil der Landesgartenschau, bis zu deren Beginn sie fertiggestellt sein muss. Im Rahmen der Finanzierung der Landesgartenschau ist das Geld einzuplanen, um die Landesgartenschau mit Veranstaltungen zu beleben. Der Bürgertunnel wird kein anderes laufendes Projekt finanziell beeinträchtigen.
Die Förderung wurde der Stadt nicht geschenkt. Um in den Genuss der Förderung zu kommen, war harte Arbeit durch die Fraktionen SPD, Grüne und CSU nötig, die über ihre Abgeordneten bzw. den bayerischen Verkehrsminister Druck gemacht haben, damit dieses Projekt für die Schrobenhausener Bürger realisiert werden kann. Erst auf Unterstützung aus der Landes- und Bundespolitik wurden die jetzt vorliegenden Zuschusswege aufgezeigt und teilweise zugesagt. Da haben sich diese Stadträte wirklich sehr engagiert für ihre Bürger eingesetzt.
Wäre ein Tunnel an der Pöttmeser Straße für die Stadt vollständig kostenlos, falls er kommt? Nein. Das staatliche Bauamt hat vor einigen Jahren die Fahrbahn der Pöttmeser Straße saniert. Die Neuherstellung der Geh- und Radwege hat Schrobenhausen, ohne Zuschuss bezahlt, weil die Stadt dafür die Baulast trägt. Käme ein Tunnel an der Pöttmeser Straße oder eine Überführung, müsste die Stadt alle Kosten, soweit sie Geh- und Radwege betreffen, bezahlen. Das kann viel teurer sein und Zuschüsse sind nicht gesichert.

Gibt es sonst noch Gründe für den Tunnel?

Ja gibt es! Der Übergang über die Bürgermeister-Götz-Straße ist noch nicht endgültig geklärt. Das staatliche Bauamt hat jedoch angekündigt eine Verkehrsschau durchzuführen und zu prüfen, welche Schutzmaßnahmen man ergreifen kann. Wir haben zurzeit mit Ausnahme der Fußgängerampel an der Pöttmeser Straße keine sichere Querung für Fußgänger und Radfahrer. Wenn hier ein Tunnel entsteht, ist es hochwahrscheinlich, dass man so ähnlich wie bei der Feuerwehr auch hier eine Fußgängerampel oder einen Zebrastreifen bekommen kann. Dafür muss man ebenfalls kämpfen!
Der VEP sieht eine sichere Verbindung für Radfahrer getrennt von den PKWs quer durch die Stadt vor. Manche Straßen, in denen es sowieso viel Anliegerverkehr gibt, sollen nur für Anlieger und Fahrradfahrer freigegeben werden, Anwohner also auch geschützt werden. Fahrradfahrer sollen eine sichere Verbindung zusätzlich zu den wegen der Supermärkte gefährlichen Radwegen in der Pöttmeser und Neuburger erhalten. Er ist also Teil eines gesamten Verkehrskonzeptes.
Wir wollen zur Landesgartenschau den 30 Minuten Takt in Schrobenhausen haben. Dazu müssen die Bahnübergänge möglichst bald geschlossen werden und der Komfort für die Schrobenhausener sollte erhalten bleiben. Zudem gibt es Ankündigungen, dass nach 2040 über Aichach der Anschluss an den MVV erfolgen soll. Eine gute und schnelle Verbindung nach Aichach wäre dann wirklich wichtig.
Der Bürgertunnel ist sicher. Die Bahn würde ein Loch in den Zaun machen, Schrobenhausen würde nur einen Weg zum Bahnsteig bauen. Der ist aber auch nicht umsonst. Der Tunnel ist ein öffentlicher Verkehrsweg mit Beleuchtung während der Nacht. Er wäre nach oben hin offen, mit Ausnahme bei der Querung des Schienenbereichs. Es gäbe Tageslicht im Tunnel.
Was aber wichtiger ist, ist die Gefahr, die vom Bahnverkehr ausgeht. Will ich, dass mein Kind auf dem Weg in die Schule jeden Tag an der Bordsteinkante auf dem Bahnsteig rumturnt? Viele Schüler aus Steingriff fahren mit dem Rad in die Schule und zurück. Das wird jeden Tag ein Spiel mit der Gefahr. Jeder Unfall mit einem Kind und einem Zug ist einer zu viel. Das müssen wir unbedingt verhindern.
Der Begriff Bahnquerung ist einfach falsch. Es ein Bahnsteig mit allen damit zusammenhängenden Gefahren. Für uns eindeutig zu gefährlich! Bestimmte Verkehrsteilnehmer wie Fahrräder mit Anhänger oder Lastenräder sind vielleicht von der Nutzung vollständig ausgeschlossen. Wenn ich schon weiß, dass der Bahnübergang wegfällt, muss ich halt einfach bayerisch gesagt etwas Gescheites bauen. Da gäbe es im Normalfall unter unseren Bürgern sicher keine zwei Meinungen.

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