Presseerklärung der SPD zur Stadtratsentscheidung: Ablehnung einer sicheren Querung der Rainerauspange

23. Oktober 2025

Ein unscheinbarer Punkt auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung vom 21.10.2025 – eigentlich eine Routineentscheidung. Es ging um den Antrag der SPD-Stadtratsfraktion, unterstützt vom Elternbeirat und der Leitung des Kindergartens Taka-Tuka-Land sowie von Anwohnerinnen und Anwohnern des Ziegelfelds: eine sichere Querung der Rainerauspange – dort, wo Kinder täglich vom Schulbus nach Hause laufen und Eltern mit ihren Kleinsten die Straße überqueren müssen.

Ein Anliegen, das man fast mit „Es war einmal…“ beginnen könnte, denn seit fast zehn Jahren bemühen sich Bürgerinnen und Bürger vergeblich darum. In der Verwaltung wurde das Thema bislang stets abgeblockt, ohne dass sich der Stadtrat damit befassen musste. Das Argument der Verwaltung: Auf der Straße sei nicht genügend Verkehr, für einen Zebratsreifen sei das nicht gefährlich genug. Nun, da es endlich auf der Tagesordnung stand, wurde der Antrag mit den Stimmen der freien Wähler und großen Teilen der CSU abgelehnt.

Es geht hier nicht darum, nachzutreten. Vielmehr zeigt diese Entscheidung beispielhaft, wie wesentliche Teile des Stadtrats Verkehrspolitik verstehen: Aus der Windschutzscheibenperspektive.

Dass die Straßenverkehrsordnung nicht nur für Autofahrer gilt, sondern ausdrücklich auch Fußgänger und Radfahrer schützt – und diese als besonders gefährdet einstuft – scheint noch nicht überall angekommen zu sein.

Die Anwohner haben völlig recht: Die Rainerauspange ist keine gemütliche Nebenstraße. Kaum jemand hält sich an Tempo 50, häufig werden 70 km/h oder teilweise mehr erreicht. Kein Vorwurf an die Fahrer – die Strecke ist so angelegt, dass man unbewusst oft schneller fährt.

Zwischen den Kreisverkehren an der Neuburger Straße und der Pöttmeser Straße verläuft die Trasse teils unübersichtlich. Wer hier queren will, muss aufmerksam und geduldig sein. Für Erwachsene machbar – für Kinder, ältere Menschen oder Menschen mit eingeschränkter Reaktionsfähigkeit dagegen ein echtes Risiko. Ihnen fehlt die Übersicht und Routine, sie reagieren irrational und unvorhersehbar.

Gerade deshalb sieht die Straßenverkehrsordnung seit 2023 ausdrücklich einen präventiven Ansatz vor: Gefahrenstellen sollen erkannt und entschärft werden, bevor etwas passiert. Vorausschauende Verkehrspolitik nennt man das. Doch davon scheint man in Schrobenhausen wenig zu halten. Statt vorbeugend zu handeln, reagiert man lieber, wenn etwas passiert ist. Beispiel Altenfurter Straße: Erst nach einem tragischen Unfall soll dort nun etwas geschehen. Eine gute, aber späte Entscheidung – und ein klassisches Beispiel für das „Floriansprinzip“: Nur dort handeln, wo es gerade gebrannt hat.

An der Rainerauspange gibt es zwischen Kartoffelkreisel und Pöttmeser Straße keinen einzigen sicheren Überweg. Wer Statistik versteht, weiß: Es ist keine Frage des ob, sondern nur des wann, bis etwas passiert. Muss erst jemand zu Schaden kommen, bevor man erkennt, dass 50.000 oder 60.000 Euro für eine benutzergesteuerte Ampel oder einen Zebrastreifen gut investiertes Geld gewesen wären? Im Verhältnis zu Leid und Leben eines Menschen, sicher nicht.

Für die Steingriffer ist die Rainerauspange eine Barriere auf dem Weg in die Innenstadt. Sich über sichere Querungsmöglichkeiten Gedanken zu machen, wäre kein Luxus, sondern Ausdruck verantwortungsvoller Stadtplanung.

Das hat übrigens auch Stadtrat Vogl erkannt – anders als manch anderer Kollege. Demgegenüber brachte Stadtrat Schalk es in der Sitzung mit schlagkräftigen Argumenten auf den Punkt: „Das braucht’s nicht.“ Und außerdem sei das Thema für die kommende Kommunalwahl wohl kaum relevant. Sehr vorausschauend, in der Tat. Das wirklich tragische dabei ist, dass es ein deutliches Zeichen dafür ist, dass man aus den Unfällen der Vergangenheit, nichts gelernt hat.

Interessant ist schließlich, dass auf der anderen Seite des Kartoffelkreisels längst ein Zebrastreifen existiert – zwischen Gaisbergweg und Friedhofsweg. Sinnvoll für ältere Menschen, gewiss. Nur: Dort queren deutlich weniger Menschen als im bewohnten Bereich jenseits des Kreisels. Offenbar misst man der Sicherheit dort, wo täglich Kinder unterwegs sind, geringere Bedeutung bei als dem gelegentlichen Gang zum Friedhof.

Es ist definitiv Zeit einen Wechsel in der Schrobenhausener Verkehrspolitik zu vollziehen. Gefahrstellen müssen systematisch analysiert und eliminiert werden, dazu muss entsprechende Kapazität in der Verwaltung vorgesehen werden. Die Verkehrssicherheit muss konsequent angegangen werden. Weiterhin gehört ein Wechsel in den Köpfen vollzogen zudem, was uns allen schon in der Kindheit als so selbstverständlich beigebracht wurde, nämlich, dass der Stärkere auch einmal dem schwächeren Platz geben muss. Und wenn er dazu einmal kurz an einer Ampel halten muss um dem Fußgänger das Queren zu ermöglichen, so ist das für ihn vielleicht nervig, trotzdem ein wertvoller Beitrag zur Verkehrssicherheit für alle.

Andere weit größere Städte haben diesen Wechsel schon lange vollzogen und ernten nunmehr die Früchte, zurückgehender Verkehrstote und Unfallzahlen. Die Stadtverwaltung muss endlich aufwachen. Schwere Personenschäden im Verkehr sind tragisch, bei konsequenter zielgerichteter Verkehrspolitik, aber auch vermeidbar!

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